„Das stelle ich mir aber anstrengend vor“, äußert eine Kollegin spontan, als sie von der Teilnehmerzahl meines letzten Kurses erfährt. Diese Reaktion bezieht sich nicht etwa auf einen Kurs mit 25 Teilnehmern, sondern auf einen berufsbezogenen Kurs mit nur vier Lernenden. Ich war große Gruppen gewohnt und hatte mich auf einen intensiven, kleinen Kurs gefreut. Eines vorweg: Ich habe diesen Kurs sehr genossen. Aber ich verstehe mittlerweile den Kommentar meiner Kollegin, denn auch kleine Kurse haben ihre Herausforderungen. Für mich waren das vor allem zwei:

Wechsel der Sozialformen
Er trägt viel dazu bei, Unterricht abwechslungsreich und kurzweilig zu gestalten. In einem sehr großen Kurs ist das schwer, in einem sehr kleinen Kurs allerdings nahezu unmöglich. Es bleibt meist nur die Wahl zwischen Einzelarbeit und Plenum. Denn selbst Partnerarbeit ist schwierig einzuplanen: Wenn eine Person fehlt, ist das Konzept über den Haufen geworfen. In einem größeren Kurs hat man hier viel mehr Flexibilität. Das Fehlen eines oder mehrerer Teilnehmer kann jederzeit durch eine andere Zusammenstellung der Arbeitsgruppen ausgeglichen werden.

Das hört sich zunächst nicht weiter dramatisch an, schließlich muss Unterricht immer flexibel bleiben. Aber ein Mangel an Abwechslung bei den Sozialformen ist auch thematisch einschränkend. Beispielsweise kann man nicht unterschiedliche Themen in Kleingruppen oder mit einem Partner bearbeiten lassen, die dann den jeweils anderen vorgestellt werden. Das kann auch die Themenvielfalt beeinflussen.

Kleine Kurse und Gruppendynamik

Veränderte Gruppendynamik
Ein weiterer Punkt, der sich in einem kleinen Kurs nachteilig auswirken kann, ist die veränderte Gruppendynamik. Eine Gruppe lebt vom Austausch der Teilnehmer, von unterschiedlichen Charakteren und Vorwissen. Klar, dass die Bandbreite in einem kleinen Kurs diesbezüglich eingeschränkt ist. Der Meinungsaustausch ist nicht so vielfältig, und gegensätzliche Ansichten können eher aufeinanderprallen.
Bei einem kleinen Kurs sind zudem alle Teilnehmer ständig gefordert – in diesem Fall täglich vier Stunden. Es wirkt sich sofort auf die Stimmung im Kurs aus, wenn ein Lernender unkonzentriert oder einfach erschöpft ist. In einem größeren Kurs kann sich ein Teilnehmer, der vielleicht mal einen schlechten Tag hat, eher zurücknehmen.

Mein persönliches Fazit: Ich bin nach wie vor überzeugt, dass kleinere Gruppen ein besseres Lernklima bieten als größere. Natürlich kann man auch hier nicht verallgemeinern, denn jeder Kurs ist anders. Für mich liegt mittlerweile die ideale Kursgröße bei sechs bis zehn Personen. Klein genug für intensives Lernen, groß genug für Abwechslung und Spaß.

Wie ist Ihre Erfahrung? Wie viele Teilnehmer sollte ein Sprachkurs haben?