Der modernen Hirnforschung verdanken wir die erfreuliche Erkenntnis, dass wir niemals zu alt zum Lernen sind. Das gilt natürlich auch für das Lernen von Sprachen. Zeitlebens bildet unser Gehirn neue Verknüpfungen. Je mehr wir es fordern, desto besser. Allerdings verändert sich mit zunehmendem Alter die Art, wie wir Neues aufnehmen. Das bedeutet, ältere Menschen lernen anders.

Wie alle Lernergruppen ist auch diese Gruppe keinesfalls homogen. Ab wann gehört man eigentlich dazu: bereits ab 55, ab 60 oder erst ab 65 Jahren? Schon das ist nicht eindeutig zu beantworten. Ein entscheidender Faktor ist die eigene Lernbiografie. Ist jemand lerngewohnt, fällt ihm das Lernen auch in späteren Jahren leichter.
Generell lässt sich sagen: Mit dem Alter nimmt die sogenannte fluide Intelligenz ab. Das heißt vereinfacht gesagt, man lernt langsamer und kann nicht so viel auf einmal speichern. Dafür nimmt die kristalline Intelligenz zu. Dazu gehört Wissen und Erfahrung und damit die Fähigkeit, Muster und Zusammenhänge zu erkennen sowie logisch zu denken.

Ältere Menschen lernen anders – Tipps für den Unterricht

Wie können Lehrende diese Verschiebung der beiden Intelligenzformen in ihrem Unterricht berücksichtigen?

Eine langsamere Progression
Weil die Auffassungsgabe älterer Menschen nicht mehr so schnell ist, hilft es, das Lerntempo anzupassen und den Lernstoff auf größere Etappen zu verteilen. Bei relativ homogenen Gruppen lässt sich das gut umsetzen, kann aber zu Konflikten führen, wenn viele jüngere Lernende dabei sind, denen es dann vielleicht zu langsam vorangeht.

Experten- und Vorwissen aktivieren
Es stärkt das Sprach- und Selbstbewusstsein älterer Teilnehmer/innen, wenn sie ihr Wissen in den Unterricht einbringen können. Eine Möglichkeit sind Präsentationen zu einem persönlichen Interessensgebiet. Sie können gut zu Hause – ohne Zeitdruck und daraus resultierenden Stress – vorbereitet werden.

Strukturen erkennbar machen
Häufiger als jüngere Kursteilnehmer/innen wünschen sich ältere klare Grammatikregeln. Sie wollen Grammatik nicht entdecken, wie das in vielen Lehrwerken angelegt ist, sondern Strukturen erklärt bekommen, bevor sie diese anwenden.

Rücksicht auf nachlassende Fähigkeiten
Es ist leider so – das Gehör lässt mit dem Alter nach. Die akustische Unterscheidung ist ebenfalls nicht mehr so fein. Das bedeutet, eine ständige Geräuschkulisse im Kurs oder Nebengeräusche stören ältere Lernende mehr als jüngere. Gerade bei Übungen zum Hörverstehen ist es für sie wichtig, dass sie sich ausreichend auf eine Geräuschquelle konzentrieren können.
Auch bei Handouts und beim Zeigen von Inhalten etwa auf Whiteboards oder via Beamer und auch bei Tafelanschtriften sollte man auf ein gut lesbares, nicht zu kleines Schriftbild achten.

 


At your leisure – Der Englischkurs für Junggebliebene
Diese Hueber Lehrwerksreihe (Niveau A1 bis B1) wurde speziell fürs „Lernen im Alter“ entwickelt.