Setzen Sie sich bitte entspannt hin und legen Sie spontan die Hände übereinander. Liegt Ihr rechter Daumen oben? Oder ist es der linke? Teilnehmer der Hueber-Fortbildung in der Münchner Volkshochschule wissen jetzt, was das jeweils bedeuten kann. Mit diesen und anderen verblüffenden kleinen Experimenten gab Referentin Marion Grein vergangenen Freitag einen spannenden, kurzweiligen Einblick in ihr Forschungsgebiet: die Lernstile. Denn jeder Lehrende sollte seinen eigenen Lernstil kennen, findet die Professorin für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Mainz.

Unser Lernstil ist schon pränatal festgelegt und lässt sich im Verlauf des Lebens nur bedingt ändern. Denn er ist maßgeblich von der Aktivität der beiden Gehirnhälften beeinflusst. Wer eine dominante linke Gehirnhälfte hat (rechter Daumen oben), der geht tendenziell analytisch an eine Aufgabe heran. Er braucht Strukturen und schätzt ein Vorgehen Schritt für Schritt. Auf der anderen Seite stehen Menschen, deren Gehirnaktivität rechtslastig ist (linker Daumen oben). Ihnen liegt eine intuitive Art des Lernens, eine kreative Herangehensweise und das Springen zwischen möglichst abwechslungsreichen Aufgaben. Nur sehr selten ist das Verhältnis der beiden Gehirnhälften ausgewogen, meist gibt es eine Tendenz. Lehrende sollten ihre eigene herausfinden.

Warum muss ich meinen Lernstil kennen?

„Aber warum?“, werden manche Lehrer/innen vielleicht einwerfen. „Es geht doch nicht um mich, sondern um meine Kursteilnehmer/innen.“ Genau deswegen. Denn wir neigen dazu, unseren eigenen Lernstil als Maßstab zu nehmen. Wer es peinlich findet, den eigenen Namen zu tanzen oder lauthals Lieder zu schmettern, möchte das auch seinen Lernenden ersparen. Obwohl es vielleicht unter ihnen einen Prozentsatz gibt, der sehr glücklich mit diesen Aufgaben wäre. Wer Lückentexte langweilig findet, überspringt diese vielleicht in der besten Absicht, seine Kursteilnehmer/innen mit einem selbst einstudierten Theaterstück zu erfreuen. Obwohl das bei einem gewissen Prozentsatz seiner Lernenden großes Unbehagen erzeugt. Sie hätten sich lieber den eher passiven, aber Sicherheit gebenden Lückentexten gewidmet.

„Deswegen müssen Lehrende auch mal über ihren Schatten springen und Aufgaben eine Chance geben, die ihnen selbst nicht zusagen.“, sagt Marion Grein. Denn statistisch sind in einem Kurs immer Menschen mit unterschiedlichen Lernstilen. Methodenvielfalt ist das beste Mittel, den Lernstilen aller entgegenzukommen. Gute Lehrwerke berücksichtigen das. Sie bieten von Vorneherein eine gute Mischung verschiedener Aufgaben an.

Wenn Sie jetzt wissen wollen, welchen Lernstil Sie haben, dann finden Sie auf Marion Greins Webseite einen Überblick über unterschiedliche Lernstile und einige sehr interessante Tests zum Download. Viel Spaß!

 


Zur weiterführenden Lektüre:
Neurodidaktik – Grundlagen für Sprachlehrende
von Marion Grein, erschienen im Hueber Verlag