Transparenz gehört zu den Qualitätskriterien eines jeden guten Unterrichts. Doch was bedeutet Transparenz im Unterricht eigentlich konkret? Plakativ ausgedrückt heißt es, dass die Lernenden zu jedem Zeitpunkt wissen, warum sie was tun.

Das beginnt bereits beim Ziel eines Sprachkurses. Ein allgemeiner Sprachkurs führt idealerweise von einem bestimmten sprachlichen Ausgangsniveau zu einem höheren Zielniveau – zum Beispiel von A2 zu B1. DaF-Lehrer/innen wissen, was sich hinter diesen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen verbirgt, nämlich die Beschreibungen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens, kurz GER. Lernenden ist das in der Regel nicht bekannt.

Praktischerweise sind die Ziele eines bestimmten Sprachniveaus im GER als sogenannte Kann-Beschreibungen definiert und somit recht konkret. Sie lassen sich Kursteilnehmern leicht vermitteln. Sicher ist es hilfreich und motivierend zu wissen, was ich als Lerner sprachlich ausdrücken kann, wenn ich einen bestimmten Kurs erfolgreich beendet habe. Zum Beispiel kann ich dann nicht nur meine täglichen Einkäufe souverän erledigen (A2), sondern auch über meine Ziele und Wünsche reden (B1) – ein großer Sprung.

Fahrplanänderung erlaubt

Was für das übergeordnete Ziel eines Kurses gilt, kann auch auf einzelne Unterrichtstage übertragen werden. Zum Beispiel informieren manche Kursleiter/innen ihre Teilnehmer/innen zu Beginn, was sie im Laufe des Tages erwartet. Es spricht nicht gegen Transparenz, wenn man von dieser Planung abweicht. Jeder Lehrende macht die Erfahrung, dass man eine Unterrichtsplanung selten eins zu eins umsetzen kann. Aber auch diese Fahrplanänderungen kann man den Kursteilnehmern transparent machen. Man hat mit ihnen gemeinsam auf einen besonderen Bedarf reagiert, weil ein Thema beispielsweise so interessant war, dass man länger darüber diskutiert hat als ursprünglich zeitlich veranschlagt.

Und schließlich lässt sich Transparenz auch auf jede einzelne Übung im Unterricht übertragen. Nur ein Beispiel von vielen: Ein Lückentext ist ein probates Mittel der Wortschatzarbeit. Doch für Lernende zunächst nur ein weiteres anstrengendes Arbeitsblatt. Wenn sie aber im Vorfeld wissen, was ihnen diese Übung vermitteln soll – z. B. häufige Verben, die sie in vielen Kontexten gebrauchen können – sind sie weitaus motivierter.

Es ist wie so oft: Wenn man weiß, wofür man etwas tut, macht man es auch nicht immer gern. Aber es fällt einem leichter.