Meine Kollegin Luise (Name geändert) arbeitet als festangestellte Lehrerin für einen großen deutschen Sprachkursanbieter. In der derzeitigen Situation hat sie die anspruchsvolle Aufgabe, Kurse, die als Präsenzkurse gestartet sind, online weiterzuführen. Ziel ist, das erreichte Sprachniveau der Teilnehmenden mit einem geringeren Stundenkontingent zu erhalten und zu festigen, bis die Kurse hoffentlich bald als Präsenzkurse weitergehen können. Luise hat sich in kürzester Zeit gut in die Grundlagen des Onlineunterricht eingearbeitet. Auf die Frage, was für sie der entscheidende Unterschied zu Präsenzunterricht ist, hat sie eine klare Antwort: die Interaktion.

Luise kann das an konkreten Beispielen verdeutlichen. Sie habe unter anderem einen Kurs übernommen, der sich in einer langen Präsenzphase bereits gut kennenlernen konnte. „Sie haben sich riesig gefreut, als sie nacheinander auf dem Bildschirm aufgeploppt sind. Dann haben alle gleichzeitig geredet. Ich konnte mich kaum mehr zu Wort melden.“ In einer solchen Situation sei es für Lehrende viel schwerer als im Präsenzunterricht, die Aufmerksamkeit wieder auf sich und das Unterrichtsgeschehen zu lenken. Schließlich sei sie aber doch mit der Bitte durchgekommen, alle Mikrofone auszuschalten.

Etikette im Onlineunterricht

Olga Godoy, die als Referentin für Hueber regelmäßig Online-Seminare zum Onlineunterricht gibt, empfiehlt deswegen eine extra Viertelstunde, bevor der eigentliche Unterricht beginnt. In diesem Zeitraum kann man die wichtigsten Fragen zum Unterrichtsablauf klären. Dazu gehört zum Beispiel, Fragen zur Bedienung des jeweiligen Konferenzprogramms zu beantworten. Aber auch, eine „Online-Etikette“ festzulegen. Etwa, dass zu Beginn des Kurses alle Teilnehmer*innen erst einmal die Mikrofone ausgeschaltet lassen. Oder grundsätzlich immer nur ein Mikrofon aktiv ist. Außerdem können unterschiedliche nonverbale Signale für Fragen oder Anmerkungen vereinbart werden.

Gerade Fragen, so hat Luise festgestellt, brauchen einen besonderen Raum. Im Präsenzunterricht können die Teilnehmenden kleine Unklarheiten meist auf direktem Weg klären. Manchmal fragen sie gar nicht die Lehrkraft, sondern tauschen sich kurz mit dem Nachbarn aus. Ein Blick auf dessen Notizen kann dabei vollkommen ausreichend sein. All das fällt natürlich online weg. Deswegen schiebt Luise jetzt regelmäßig eine Fragerunde ein, in der jeder der Reihe nach mit seinen gesammelten Fragen zu Wort kommen kann.

Aufwärmen geht auch online

Ein weiterer Kurs stellt Luise derzeit vor andere Herausforderungen. Der Kurs ist schon kurz nach dem Start in Onlineunterricht übergegangen. Entsprechend wenig sind die Teilnehmenden bisher miteinander vertraut und sehr zurückhaltend. Sie verhalten sich eher wie in einem Online-Seminar, bei dem man als stiller Teilhaber zugeschaltet ist, aber dem Referenten ohne Unterbrechung bis zum Ende lauscht.

Auch für solche Fälle hat Olga Godoy eine Empfehlung. Wie der Präsenzunterricht kann der Onlineunterricht einen Aufwärmteil enthalten. Bei der direkten Interaktion muss man zwar Abstriche machen, aber manche Klassiker aus dem Präsenzunterricht lassen sich auch online gut einsetzen. Zum Beispiel die Kennenlernrunde nach dem Prinzip „Wer ein – z. B. Haustier – hat, steht bitte kurz auf.“ Vielleicht liegt das Haustier gerade sogar unter dem Schreibtisch und kann zur Auflockerung kurz ins Bild kommen. In jedem Fall geben solche Auflockerungsübungen aber Gesprächsstoff, der die Interaktion auch online fördern kann.

 

Bleiben Sie gesund!

 


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