In diesem Jahr ist für viele DaZ-Lehrende in Deutschland zumindest eine Fortbildung Pflicht: die Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte in Berufssprachkursen. Denn ohne diese Fortbildung dürfen sie ab 2022 nicht mehr in den berufsbezogenen Kursen des Bundesamts für Flüchtlinge und Migration (BAMF) unterrichten. Das ist zwar seit längerem bekannt, die meisten Qualifizierungskurse starten aber erst in diesem Jahr oder sind Ende des letzten Jahres angelaufen. DaZ-Lehrende begegnen dieser Fortbildung mit gemischten Gefühlen. Drei Beispiele:

Endlich eine klare Struktur?

Kollege M. freut sich auf die Fortbildung. Er erhofft sich davon endlich klare Rahmenbedingungen für seinen Unterricht in berufsbezogenen Sprachkursen. Bisher ist ihm nämlich nicht ganz klar, wo denn bei den allgemeinen Modulen der große Unterschied zu den Integrationskursen liegen soll. Letztere sollten doch auch auf ein Leben in Deutschland und damit ebenfalls auf ein Berufsleben vorbereiten, so sein Verständnis. Außerdem hofft er auf spezielles Material, das berufsrelevante Themen zeitgemäß abbildet. Nicht zuletzt ist es aber der Austausch mit Kolleg*innen, der ihm am Herzen liegt. „Irgendwie sind wir ja doch alle Einzelkämpfer“, findet er. Eine Fortbildung, die immerhin 80 Unterrichtsstunden umfasst, bietet endlich mal wieder genügend Raum für Austausch, so seine Meinung.

Fortbildung nicht speziell genug?

Fortbildungen macht Kollegin S. grundsätzlich gern. Deswegen hat sie sich zu Beginn ihrer Tätigkeit in Berufssprachkursen auch eine spezielle Fortbildung zum Unterrichten von Gesundheitsberufen gegönnt (allerdings nicht im Umfang von 80 UE). Sie hat sich nämlich auf das berufsbezogene Modul akademische Heilberufe spezialisiert. Mit viel Engagement hat sie sich berufsrelevante Materialien zusammengestellt und sich auch im Teamteaching mit einem Fachlehrer für ihre Zielgruppe viel Fachwissen angeeignet. Weil sie wirklich schon viel Eigenarbeit in diesen Bereich gesteckt hat, möchte Kollegin S. in Zukunft bei ihrer Spezialisierung auf Gesundheitsberufe bleiben.

Und genau das ist der Grund, warum sie der Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte in Berufssprachkursen skeptisch gegenübersteht. „Das ist eine allgemeine Fortbildung für alle, die in berufsbezogenen Kursen unterrichten wollen. Da erhoffe ich mir für meinen Bereich nichts Neues.“ Trotzdem muss sie diese absolvieren. Sie befürchte, dass sie viel Zeit verliere. Und nicht nur das, sondern auch Einkommen, weil sie an diesen Tagen ja nicht unterrichten könne.

Keine Chance auf Anerkennung?

Kollege N. war sich eigentlich bislang sicher, dass er eine Direktzulassung für Berufssprachkurse auch ohne vorherige Zusatzqualifizierung bekommen könne. Er ist Quereinsteiger in den Beruf des DaZ-Lehrers und hat bis vor wenigen Jahren selbst an verantwortlicher Stelle in einem Unternehmen gearbeitet. Als Teamleiter hat er junge Kolleg*innen angeleitet und ist mit Ausbildungsinhalten sehr vertraut, auch wenn er kein offizieller Ausbilder war.

Also hat er sich hoffnungsvoll den Antrag auf Erweiterung seiner Zulassung ohne zusätzliche Fortbildung von der Seite des BAMF heruntergeladen. Und resigniert festgestellt, dass er leider keines der aufgeführten Kriterien zu 100 Prozent erfüllen kann. Trotz seiner breiten beruflichen Erfahrung. „Hätte ich zum Beispiel einen Hochschulabschluss in DaF/DaZ in Verbindung mit einem Studienfach bzw. einem Hochschulzertifikat in Berufspädagogik oder Wirtschaftspädagogik, würde es gehen. Aber echte Praxiserfahrung zählt wohl nicht …“

Wie stehen Sie der BAMF-Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte in Berufssprachkursen gegenüber?
Haben Sie vielleicht schon mit der Fortbildung angefangen?

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