Die meisten Sprachlernenden müssen oder wollen am Ende eines Kurses eine entsprechende Sprachprüfung ablegen. Eine Aufgabe der Lehrenden ist, sie bestmöglich darauf vorzubereiten. Wie das gehen kann, vermittelt Sabine Dinsel regelmäßig in Hueber-Workshops und -Webinaren. Die Autorin zahlreicher DaF-Übungsbücher hat an der Erstellung mancher Goethe-Prüfungsformate mitgewirkt. Sie blickt auf über 40 Jahre Erfahrung im DaF/DaZ-Bereich zurück. Für die Prüfungsvorbereitung hat sie drei wesentliche Tipps:

1. Von Anfang an transparent sein beim Prüfungstraining

Für die gängigen Prüfungsformate reicht es nicht, Grammatik fehlerfrei zu reproduzieren und möglichst viel Wortschatz zu beherrschen. Lehrende wissen das, aber für viele Lernende ist das nicht selbstverständlich. Zum Beispiel, weil in ihrer Lernkultur das Auswendiglernen im Vordergrund steht. Deswegen ist es so wichtig, von Anfang an zu vermitteln, dass im Kurs die sprachliche Handlungsfähigkeit gefördert wird. Denn darauf kommt es in der Prüfung an. Das bedeutet auch, das die Lehrkraft vor oder nach jeder Aufgabe darauf hinweist, was hier trainiert wird und warum das für die jeweilige Prüfung sinnvoll ist.

Konkret empfiehlt Sabine Dinsel zum Beispiel, mündliche Aufgaben im Unterricht so oft wie möglich in einer Dreierkonstellation zu üben. Zwei interagieren, eine:r moderiert, macht Notizen und gibt Feedback. Denn einer ähnlichen Situation werden die Kursteilnehmer:innen in der Prüfung begegnen.
Aufgaben zum globalen oder selektiven Leseverstehen sollten immer mit einer klaren Zeitangabe gestellt werden. Konkret: Wenn selektives Leseverstehen das Lernziel ist, sollte die Zeit so klar begrenzt sein, dass nur selektives Lesen möglich ist. Nur so wenden die Lernenden die passende Strategie an. Ähnliches gilt für das Hörverstehen. Möchte die Lehrkraft z. B. globales Hörverstehen (mit passender Aufgabe im Lehrwerk) trainieren, sollte der Hörtext wirklich nur einmal abgespielt werden.

2. Feedback geben und eine konstruktive Fehlerkultur etablieren

Klar ist: Mit einer positiven Stimmung im Kurs lernen alle besser. So groß die Angst vor der Prüfung auch sein mag, Lehrende sollten ihren Kursteilnehmer:innen das Gefühl geben: Gemeinsam können wir das schaffen! Wenn Lernende das Sprachenlernen als einen Prozess begreifen, in dem sie immer wieder kleine Erfolge habe und bei Problemen Lösungen finden, sind sie motivierter. Deswegen ist es wichtig, dass Lehrende im Unterricht den Fokus auf Strategien legen und in der Planung daran denken, wie man den Lernenden zu Erfolgserlebnissen verhelfen kann. Das Augenmerk liegt darauf, den Lernenden zu zeigen, was sie schon gut können und wie sie (mit Tipps und Hilfestellung) noch besser werden können.
Lehrende sollten vermitteln, dass der Lernprozess nicht geradlinig nach oben verläuft, sondern Schwankungen unterliegt. Es ist also normal, wenn man gute Phasen hat und auch wieder Phasen, in denen einem mehr Fehler unterlaufen.

3. Die 3-Level-Strategie anwenden

Auch aus diesem Grund empfiehlt Sabine Dinsel die 3-Level-Strategie. Das bedeutet, dass die Lehrkraft eine Aufgabe in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung stellt. Für die Level-1-Aufgabe ist das Basiswissen gefordert, das auch benötigt wird, um die jeweilige Prüfung überhaupt bestehen zu können. Wer Level 2 bearbeitet, muss schon mehr Können einbringen. Dementsprechend steigt das Niveau bei Level 3 noch weiter. Diese Strategie hat den Vorteil, dass Kursteilnehmer:innen nach ihrer jeweiligen Tagesform wählen können, oder sich bei Themen besonders engagieren können, die sie interessieren. Das vermeidet zum einen Frustration, weil man das bearbeiten kann, was man sich schon zutraut. Zum anderen weckt es die Neugier und motiviert, sich beim nächsten Mal vielleicht an ein anderes Level zu wagen.

Wer tiefer in das Thema einsteigen will:

Das nächste Hueber Webinar zum Thema Prüfungen mit Sabine Dinsel findet am 19. Mai statt.

 


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