Berufsbezogene Deutschkurse (DeuFöV), gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), sind ein Erfolgsmodell, findet Johannes Gaab. Der studierte DaF-Lehrer weiß, wovon er spricht. Er hat viele Jahre selbst unterrichtet, koordiniert seit 2007 Sprachkurse für die beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) München, und ist dort zuständig für den Bereich der DeuFöv-Kurse.

Herr Gaab, was macht die berufsbezogenen Deutschkurse so unverzichtbar?

Johannes Gaab: Sie schließen die Lücke der Integrationskurse, die ja nur zum Sprachniveau B1 führen. Wer ein höheres Sprachniveau anstrebt, hat mit diesen Kursen die Möglichkeit dazu und damit natürlich viel bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Aber auch, wer ein bestimmtes Sprachniveau im Rahmen eines Integrationskurses nicht erreicht hat, kann einen neuen Anlauf in entsprechenden Modulen nehmen. Ergänzt werden diese Module von A2 bis C1 durch Spezialmodule mit fachsprachlicher Ausrichtung, die auf spezifische Berufsfelder vorbereiten wie Gesundheitsberufe oder technische Berufe. Aber natürlich ist der Erfolg der jeweiligen Module auch entscheidend von der Umsetzung des Trägers abhängig.

Lässt das BAMF den Trägern denn diesbezüglich einen Spielraum?

Johannes Gaab: Auf jeden Fall, das BAMF zeigt sich hier sehr flexibel. Es befindet sich auch in ständigem Austausch mit den Trägern, um gegebenenfalls Module zu modifizieren. An guten Konzepten ist man durchaus interessiert.
Ein Beispiel aus unserem Bereich: Wir bieten ein Spezialmodul für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) an und bereiten Bewerber auf ihre zukünftige Tätigkeit als U-Bahn-Fahrer oder Busfahrer vor. Das Modul besteht aus einem allgemeinsprachlichen Unterricht, der zum Niveau B2 führt, und einem fachsprachlichen Teil, der sehr technisch ausgerichtet ist. Der zuständige Sprachlehrer hat sich mit viel Engagement und sehr intensiv darauf vorbereitet. Vermutlich könnte er jetzt selbst eine U-Bahn steuern 😉

„Die Anforderungen an Lehrende steigen“

Diese Kurse sind also eine große Herausforderung für SprachlehrerInnen?

Johannes Gaab: Die Anforderungen an Lehrende werden steigen. Deswegen plant das BAMF derzeit Fortbildungen, die verpflichtend sein werden für LehrerInnen, die berufsbezogene Deutschkurse unterrichten wollen.

Dann bleibt zu hoffen, dass diese Kurse auch in Zukunft nachgefragt werden? Wie ist Ihre Einschätzung?

Johannes Gaab: Ich gehe davon aus, dass die Nachfrage in den nächsten zwei bis drei Jahren sinken wird. 60 bis 70 Prozent der Geflüchteten, die 2015 bei der sogenannten Flüchtlingskrise nach Deutschland kamen, sind bereits in Arbeit. Hinzu kommt, dass der Politik geschuldet immer weniger Geflüchtete ins Land kommen. Aber auch die Binnenwanderung innerhalb Europas wird sich abschwächen, weil sich die Lebensverhältnisse zunehmend angleichen.
Was aber bleibt, ist der demographische Wandel in Deutschland und der Mangel an Fachkräften. Hier wird man vermutlich versuchen, mit gezielten Anwerbemaßnahmen gegenzusteuern. Und dazu gehören natürlich dann auch die passenden Deutschkurse.